6 Fragen an Minu Ghedina

"Wir sitzen und stehen uns immer gegenüber, aber wir schauen trotzdem nicht genau hin."

Minu Ghedina, geboren in Klagenfurt, aufgewachsen in Innsbruck, studierte Germanistik, Schauspiel und schließlich Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, Klasse Hrdlicka. Nach mehreren Auslandsaufenthalten lebt und arbeitet sie nun in Innsbruck. In der Volkshochschule ist sie als künstlerische Begleiterin der Kunstakademie tätig und unterrichtet jedes Semester mehrere Kurse.

Du hast Germanistik und Schauspiel studiert und schließlich Bildhauerei. Wie ist es dazu gekommen?

Germanistik war von zu Hause aus gewünscht – was „Gscheit’s“. Eigentlich wollte ich immer Malerin werden, das war aber natürlich kein Thema zu Hause. Mit der Schauspielschule habe ich mich dann emanzipiert. Ich habe dann auch 10 Jahre am Theater gearbeitet. Ich war ein großer Hrdlicka-Fan, und irgendwann entschied ich, ich möchte bei ihm studieren. Ich habe dann eine Mappe zusammengestellt, bin hingefahren nach Wien und er hat mich genommen. Das hat mein ganzes Leben umgekrempelt. Es war ein großer Schritt, weil ich die Schauspielerei aufgeben musste, aber es war die richtige Entscheidung. Heute bin ich in beiden Berufen tätig.

Du bist künstlerische Begleiterin der Kunstakademie. Was sind deine Aufgaben?

Einmal ist meine Tätigkeit das Beratende – was es für Möglichkeiten gibt, wie so ein Programm ausschauen kann, welche künstlerische Bereiche sind spannend. Und ich stelle den Kontakt mit Künstlerkolleg*innen her. Ich formuliere Texte, plane Ausstellungen mit den Teilnehmer*innen. Ich mache das alles in Zusammenarbeit mit Frau Ina Tschikof. Wir sind das Team der Kunstakademie der Volkshochschule und planen gemeinsam.

Was hat es mit dem Wort „Akademie“ in der Kunstakademie auf sich? An wen richtet sich die Kunstakademie?

Wir haben lange überlegt, welchen Namen wir verwenden. Es gibt Akademien, die nicht Hochschule sind, aber eben ein spezielles Programm anbieten. Die Idee war, dass es ein Programm ist, das eine Basis bietet für jemanden, der mehr machen möchte als nur ab und zu einen VHS-Kurs. Eine fundierte Fortbildung. Es richtet sich an Leute, die gerne malen, zeichnen, skulptural arbeiten, und mehr erfahren möchten über sich und ihre Fähigkeiten. Wir begleiten die Teilnehmer*innen und steigen mit ihnen genau dort ein, wo sie gerade künstlerisch stehen, und versuchen ihnen eine Grundlage zu geben, damit sie selber dann ihren Weg finden und sehen, was ihnen besonders liegt. Die Dozent*innen haben alle ein Hochschulstudium, arbeiten selbst künstlerisch und können deswegen beim Unterrichten aus den eigenen Erfahrungen schöpfen.

Die Kunstakademie ist also für alle geeignet – sowohl für Anfänger*innen als auch für Personen, die bereits Vorerfahrungen haben?

Genau. Das ist auf jeden Fall wichtig. Die Kunstakademie richtet sich sowohl an Anfänger*innen als auch an Fortgeschrittene. Deswegen können diese Basiskurse beide besuchen. Es geht ums Wahrnehmen und auch ums Üben. Und deswegen ist es für alle. Das ist uns auch wichtig. Wir haben auch keine über mehrere Semester aufbauenden Kurse, sondern man kann jederzeit einsteigen.

Im kommenden Sommersemester können Interessierte deine Kurse „Malen Grundlagenseminar“, „Zeichnen: Skizzieren, studieren, nachzeichnen – Grundlagen“, „Wir räumen auf! Malen Zeichnen Fertigstellen Neugestalten“ und „Das Gesicht sehen – erfassen – umsetzen“ besuchen. Was können sich die Teilnehmer*innen von den Kursen erwarten?

Im Basiskurs Zeichnen wird alles, was mit Zeichnen zu tun hat, gezeigt, z. B. das Werkzeug, die Materialien. Dann steige ich ein in Licht/Schatten, Räumlichkeit, Plastizität, ein bisschen Perspektive, ein bisschen Körper, ein bisschen Gesicht – wirklich die Basis, damit jeder schauen kann, wo gefällt es mir, wo geh‘ ich weiter. Im Malen dasselbe – es geht um Acryl. Ich zeige, was das Material kann, was man alles machen kann, welche Wege es gibt. In dem Kurs „Wir räumen auf“ kann man seine unfertigen oder nicht gefallenden Werke mitbringen und wir schauen an diesem Wochenende, ob man sie fertig machen, verändern kann. Den Kurs „Das Gesicht sehen – erfassen – umsetzen“ liebe ich, denn das Gesicht kommt in meiner Arbeit sehr oft vor. Wir sitzen und stehen uns immer gegenüber, wir reden miteinander, aber wir schauen trotzdem nicht genau hin. Und das möchte ich in dem Kurs einfach auch zeigen – gut hinschauen, wahrnehmen. Es gibt ein Schema, um Gesichter zu zeichnen – wenn man sich daran hält, kann man das gut umsetzen. Wir sehen dann immer, dass es zwischen dem ersten und letzten Bild einen großen Unterschied gibt. Am Schluss sind alle glücklich, weil sie Gesichter zeichnen können.

Was macht dir am meisten Freude an deiner Tätigkeit bei der Kunstakademie bzw. der Volkshochschule?

In der Volkshochschule ist es so, dass ich weiß, die Leute, die kommen, die wollen das auch. Wenn sie dann am Schluss ein gutes Bild gemalt haben, gehen sie zufrieden heim und das finde ich einfach schön. Es ist kein Druck da. Ich finde das auch wichtig, dass man sich nicht anpasst, sondern dass jeder seinem Stil treu bleibt – der eine ist genauer, der andere ist ein bisschen chaotischer. Das darf alles sein. Jeder hat seinen Weg und wir helfen, den ein bisschen zu finden.

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